AMo4 – Brief an Walter Gropius
Wien, Sonntag, 13. November 1910
[oben:] und so ist der Kontakt immer zwischen uns Dreien hergestellt[.] Alles herzliche von Ihrer
[linker Rand:] getreuen Mama
13.11.10
Lieber
Ihren lieben Brief bekam ich erst vor einigen Tagen, – er muss auf der Post übersehen worden sein! Ich hörte so lange nichts, weder von , noch von Ihnen, – doch nun ist alles in Ordnung. – Ich hatte schon 3 Briefe aus New York und bin glücklich, dass es so weit gut geht, – im letzten Brief schreibt von einer Beinhautentzündung, – doch das ist hoffentlich jetzt alles wieder gut. – Sehr froh bin ich auch, dass Sie sich mit noch aussprechen konnten, das wird ihr Ruhe
für den Winter geben und auch Sie haben daraus wieder frischen Mut geschöpft. – Es ist ja das traurige, dass man selbst jetzt gar nichts tun kann, – man muss alles der Zeit überlassen und ich glaube fest, dass bei Euch Beiden Eure Liebe alles überdauern wird. Ich habe so unbegrenztes Vertrauen zu Ihnen und bin fest überzeugt, Sie haben mein Kind so lieb, dass Sie alles tun werden, um sie nicht noch unglücklicher zu machen. – Am Tag ihrer Abreise kam sie noch in aller Frühe in mein Bett, – wie sie es als Kind immer getan hat, – und sprach sich noch über
alles aus und natürlich waren Sie das Haupttema [!]. Wie sie mir abgeht, davon machen Sie sich keinen Begriff, – seit ihrer Abreise ist es mir, als hätte sie mir die Sonne mit fortgenommen. – Es ist ja sehr unrecht von mir, ich habe meinen , meine beiden anderen Kinder hier, die förmlich wetteifern, um mir das Leben lieb und wert zu machen, – aber wenn längere Zeit von mir fort ist, – fehlt mir das Beste.
Könnte ich sie nur vollkommen glücklich machen! –
Ich hoffe sicher im Februar nach New York zu gehen und dann im März mit ihnen zurückzufahren, – ich glaube am 22[.] März schiffen sie sich ein, – dann halte
ich mich, – wie besprochen, – einen Tag in Berlin auf, um mit Ihnen beisammen zu sein. Von dem Semmeringgut wissen Sie ja, – mein hat einen sehr netten Plan für das Haus gemacht, – den dann zusammenführen wird. – Parterre Bruchstein, der auf eigenem Grund gebrochen wird, erster Stock Holz, – so sind fast alle Häuser in der Semmeringgegend und sie passen gut zur Landschaft. –
Ich möchte den Plan pausen und Ihnen schick[en], Sie können mir sicher manchen Rat geben, – wegen Beleuchtung – et et, – – – Der Bau wird erst im Frühjahr begonnen[,] momentan ist der Semmering schon im Schnee. – Es wäre mir lieb[,] wenn ich wieder von Ihnen hören würde, – ich berichte dann immer
Apparat
Überlieferung
, , , .
Quellenbeschreibung
1 DBl. (4 b. S.) – Briefpapier.
Druck
, S. 105, bei Anm. 134 (Auszug), , S. 114, bei Anm. 131 (Auszug), , S. 1035, bei Anm. 320 (Auszug in engl. Übersetzung).
Korrespondenzstellen
Antwort auf WG87 vom 19. auf den 20. Oktober 1910 (Wir waren so unendlich froh, daß uns noch ein paar friedliche Stunden beschieden wurden und daß wir den inneren Kontakt wieder fanden): Sehr froh bin ich auch, dass Sie sich mit Alma noch aussprechen konnten. Beantwortet durch WG107 vom 28. November 1910 oder kurz danach (Sie schreibt von ihrer möglichen Rückkehr am 1. März angeblich wegen des Semmeringbaus): Ich glaube, am 22[.] März schiffen sie sich ein.
Datierung
Schreibdatum: „13. Nov. 1910“ (, S. 448, Anm. 134), „undatiert [vermutlich 13.11.1910]“ (, S. 430, Anm. 131), „13 Nov. 1910 (day written by an unknown hand)“ (, S. 1035, Anm. 320).
Datiert durch : 13.11.10.
Übertragung/Mitarbeit
(Jannik Franz)
(Tim Reichert)
Datierung mit Bleistift aus der Hand von .
Brief – aus dem Entwurf WG87 vom 19. auf den 20. Oktober 1910.
Beinhautentzündung – s. AM44 vom 1. November 1910.
anderen Kinder – und .
im Februar nach New York – s. einen Brief von an vom Herbst 1910: „Vielleicht machen wir es so, daß die , die ungefähr 1. März von hier abreisen will, ‚um die affaires entrangeres da drüben zu supervision‘ [!] abholt“ ( Nr. 459, S. 424).
Semmeringgut – s. Themenkommentar: Haus Mahler.
Ergänzung aufgrund von Papierschäden.